2016 erschien mein Fantasy-Roman "Das Feentuch" Wer wissen will, was im fernen Schottland geschieht, findet das Buch beim Klick auf das Bild bei Amazon für 12,99 €

Auch alle E-Book-Leser können  "Das Feentuch" herunterladen.:  

Selbstverständlich gibt es mit der "Blick-ins-Buch-Funktion" eine Leseprobe. Also auf ins magische Schottland!

Aufrecht gehn, den Himmel sehn

Neben meinen Büchern, die durchweg in der Unterhal-tungslektüre ihren Platz haben, ist ein biblisches Musical für Kinder ab sechs Jahre in Chor-und Theatergruppen erschienen. In diesem Buch befinden sich Lieder, Sprechtexte und Notenmaterial für eine 30-minütige Aufführung.  In sechs Szenenbildern und ebenso vielen Liedern begegnen die Kinder Sarah, deren Blick auf den Boden gewandt ist und die an dieser Last schwer trägt. Und sie erfahren, was geschieht als Jesus in Sarahs Leben tritt... Das Buch im lese- und musikerfreund-lichen Großformat ist bei Amazon erhältlich.

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Das Schweigen im Walde

Es war lange ruhig im Blätterwald. Heute möchte ich ein paar Gedanken mit euch teilen.

Dieser Virus und viele Gespräche, die ich in den letzten Tagen geführt habe, zeigen mir persönlich vor allem eines: es ist weniger die Angst um mich selbst, die mich umtreibt als viel mehr die Angst um die Menschen, die ich liebe oder denen ich freundschaftlich verbunden bin.

Und so bin ich in gewisser Weise zum ersten Mal froh, dass die Reihen derer, die zu meiner Ursprungsfamilie gehören, sich in den letzten Jahren gelichtet haben. Wie groß wäre sonst die Sorge um Eltern und Schwiegereltern; darum, dass sie zuhause blieben und niemand sie mit dem Virus ansteckte.

Ich spüre die eigene Irritation, die in diesen Überlegungen mitschwingt. Zugleich stelle ich fest, dass wir jetzt, ohne es zu spüren, die Generation geworden sind, um die sich andere sorgen.

Das sind Erkenntnisse, die ich für mich ziehe und ich bin nicht sicher, ob es denen besser geht, um die sich niemand sorgt oder die sich um niemanden Sorgen machen müssen.

Wer in diesen Tagen allein ist - und damit meine ich alle, die freiwillig oder unfreiwillig ohne persönliche Bezüge durch ihr Leben gehen - der sollte nicht allein bleiben.

Für jeden sollte es einen Menschen geben, der mit Liebe und Fürsorge an ihn denkt. Nicht, weil er Großes leistet in dieser Zeit, sondern einfach, weil jede und jeder von Liebe und Zuneigung getragen sein sollte.

Vielleicht findet ihr diese Gedanken überflüssig. Ich aber habe mir vorgenommen, in dieser Corona-Zeit besonders an alle zu denken, die alleine sind. Einen kleinen Moment am Tag nur, vielleicht beim Schein einer Kerze, vielleicht aber auch, während ich nötige Arbeit verrichte. Meine Welt wird sich dadurch weiter verändern. Davon bin ich überzeugt. Und vielleicht gelten meine Gedanken auch einem von euch...

Sommer vs. Winterzeit

Was wurde am letzten Wochenende doch wieder diskutiert bezüglich der Umstellung von der Sommer- auf die Winterzeit. Ob der Biorhythmus sich gestört fühlt oder nicht, was das Ganze energetisch bringt und so weiter und so fort. Ich spiel das von oben diktierte Spiel einfach mit und bin – je nachdem – ein paar Tage lang morgens und abends zu wach oder zu früh müde. Das war’s.

Heute jedoch, als ich die Wohnung durchfegte und mit wenigen Besenstrichen einen Berg weißer Hundehaare zusammenhatte, aus denen man bequem einen Winterpulli stricken könnte, kam mir die Frage in den Sinn, wie mein Hund das eigentlich findet.

Ob unsere Vierbeiner sich unterwegs auch austauschen in dem Stil: Och nö, schon wieder die lästige Bürsterei. Außerdem wird der Winter ohnehin nicht kalt, da hechelt man sich wieder einen Wolf, wenn der Mensch die Heizung aufdreht. Das Sommerfell ist viel schicker! Immer dieses Gemecker, wenn überall die Haare rumfliegen. Das nervt mich jetzt echt. Oder so ähnlich…

Mein Hund hat die Frage mit erstaunt gehobenen Brauen beantwortet. Vielleicht ist es ihm egal, solange er die Bürste in meiner Hand nicht sieht. Vielleicht auch nicht. Wer weiß das schon?

Staying alive!

Wer einer Herzdruckmassage mächtig ist und gelegentlich oder zufällig Leben retten will, kennt den Trick: Zum Takt des Bee-Gee-Songs Staying alive funktioniert sie am besten. Zwar muss man dann noch immer die richtige Stelle erwischen, aber allein der Rhythmus kann im Ernstfall entscheidend sein.

 

Ein Rhythmus, der laut einer Pressemitteilung, die zugegebenermaßen schon älter, aber im Mai nicht bis zu mir gedrungen ist, der Zahlung von Gema-Gebühren unterliegt. Und auch, wenn man sich in unserem Lande den abstrusen Ritt des Amtsschimmels durchaus vorstellen könnte, handelte es sich – zum Glück aller Rettungsbedürftigen - um eine Falschnachricht.

Ich finde die Story auch im Nachgang erwähnenswert, weil sie einem Politiker die Möglichkeit gab, sich mit ihrer Hilfe ein Profil zu verschaffen – das des Retters aller Witwen und Waisen, bzw. eines Mannes, der verhindert, dass sie allzu bald dazu werden.

Und trotz der Erkenntnis, dass es sich um ein Fake handelt, läuft in meiner Vorstellung der unvermeidliche Film der schriftlichen Abmahnung aller Rettungsdienste, die zu Schulungs- oder Rettungszwecken den Falsett-Song der Brüder Gibb nachahmen.

Gleichwohl kann man damit weiter fortfahren und sich bei Bedarf des Liedes bedienen, ohne zur Kasse gebeten zu werden. Vielleicht hilft es sogar, den Song nicht nur gedanklich nachzuvollziehen, während man zum Einsatz kommt. Mancher Retter mag auch durch seinen Gesang dazu beitragen, dass Herzen wieder schlagen, die aus dem Takt geraten sind.

 

In diesem Sinne: Staying alive - bleiben Sie lebendig!

Der Schnullerbaum - wieder was von Grünzeug

Neues aus dem Blätterwald – Wieder was von Grünzeug…

In der letzten Woche habe ich euch an meinem Ärger teilhaben lassen, den der Buchsbaumzünsler verursachte. Heute bin ich eher heiterer Stimmung und wieder dreht es sich um Grünzeug. Das steht diesmal nicht in meinem eigenen Garten, sondern in einer städtischen Anlage – genau genommen auf der renaturierten Zechenbrache meiner Heimatstadt. Dort hat eine junge Mutter einen Baum ungefragt zum „Schnullerbaum“ auserkoren. Und - ich kann mir nicht helfen - ich finde den Gedanken etwas schräg. Ich finde, als ehemaliges Schnullerkind der ausgehenden 1960er Jahre darf ich mir das erlauben. Auch ich trennte mich damals nur schweren Herzens von dem Lutschding aus Gummi. Meine Eltern werden reichlich Überzeugungsarbeit geleistet haben, damit ich auf das Teil verzichte. Wenn ich mich bis heute daran erinnere, muss der Stellenwert des Schnullers recht groß gewesen sein. Ich kann nur sagen: Es hat keine sichtbaren oder unsichtbaren Schäden hinterlassen, dass meine Großtante Hanna mir das Corpus Delicti abnahm und ich zusah, wie sie es aus ihrem Fenster warf. Ok, ich war „not amused“, das gebe ich gerne zu. Ich wollte hinauslaufen, und mir meinen Schnuller zurückholen. Tante Hanna aber sagte, es sei gerade ein fremdes Kind vorbeigegangen und habe ihn mitgenommen. Dass niemand einen benutzten Schnuller freiwillig in den Mund nimmt, war mit im zarten Alter von drei Jahren wohl nicht klar. Gleichwohl – das Ding war und blieb verschwunden. Vielleicht hat mein Großvater es draußen aufgefangen, wer weiß?

Heutzutage gibt es für die Anti-Schnuller-Kampagne also Bäume. Dort baumeln dann die bunten Dinger im Wind. Verrotten dort und gammeln vor sich hin. Bewusst entsorgter Plastikmüll, der nicht die Umwelt, aber die Seelen unserer Kleinsten schonen soll. Hätte mein „Schnulli“ an einem Zweig gehangen, wäre ich vielleicht raufgeklettert, um ihn mir zurückzuholen. Nicht mit drei, aber vielleicht ein paar Jahre später. Oder ich hätte mein Lager unter dem Baum aufgeschlagen, weil ich OHNE DEN SCHNULLER nicht schlafen gehen wollte. 

Ich überlege, wie viel Glück ich hatte, dass ich nicht zu den Daumenlutschern gehörte und frage mich, ob die zur Entwöhnung mit dem Daumen an einem Zweig aufgehängt werden dürfen.

Da ist mir der Gedanke, des fremden Kindes, das leider keinen eigenen Schnuller besitzt, im Nachgang lieber. So hab ich den Tröster meiner Kindheit weitergegeben an jemanden, der ihn dringender brauchte. Jedenfalls habe ich das fest geglaubt. Dank Tante Hanna!

Die Frage nach dem Sinn

Vielleicht sind hier Menschen unterwegs, die darauf hoffen, etwas zu lesen, das völlig frei von Shitstorm oder sonstigen Nebenwirkungen ist. Für euch und Sie gibt es deshalb „Neues aus dem Blätterwald – Die Frage nach dem Sinn“

Ich erzähle Ihnen von der App, die mir kürzlich als „App des Tages“ angeboten wurde. „Am I going down“, derzeit nur erhältlich für die Geräte aus dem „Obstladen“, befasst sich selbstverständlich nicht mit der Frage, ob ich denn nun die Treppe herunter gehen soll, oder nicht. Es handelt sich stattdessen um eine technische Applikation, die scheinbar auf keinem Handy oder Tablet fehlen darf: Ein Generator, der mir mitteilt, wie groß die Gefahr ist, mit einer bestimmten Fluglinie abzustürzen. Sie, bzw. ich, geben einfach ein, welche Fluglinie, Flugnummer und welcher Start-und Zielflughafen mit ihrer Reise in Zusammenhang stehen. Im Handumdrehen teilt Ihnen Ihr Gerät mit, ob die Absturzhäufigkeit der Maschine sie nachdenklich machen sollte. Die Anwendung sei ein außerordentlich sinnvolles Mittel gegen Flugangst, wurde mir versichert.

Ich hingegen vermute, dass die Maschine, mit der Sie fliegen wollen, bis dato noch nie abgestürzt ist. Dazu benötige ich keine App, denn ich weiß, dass abgestürzte Flugzeuge so gut wie nie wieder an den Start gehen.

Außerdem begleitete mich seit jeher folgender Satz: Trau nie einer Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast… (Zumindest seit ich vor Jahren in der Schule lernte, diese Bücher zu lesen: 

Was also tut man mit einer Anwendung, die sich auf statistische Aussagen stützt?

ICH habe sie nicht heruntergeladen. Mich würde sie wohl eher beunruhigen. Das heißt, im Falle einer schlechten Quote würde ich zu Hause bleiben, statt in der Ferne Neues zu erleben, über das ich Blätterwaldgeschichten schreiben könnte.

Wer will schon wissen, wann das Ende nah ist? Und wenn doch, gibt es dafür längst die Lebenszeit-App…

Die Schublade der Belanglosigkeiten

Geht Ihnen das auch so: Die Woche ist vorbei und Sie haben nicht einmal die Nachrichten in voller Länge gesehen und alle Seiten Ihrer Tageszeitung gelesen? Manchmal jagen mich meine Termine durch den eigenen Kalender. Dann habe ich das Gefühl, ich weiß nicht, was die Welt um mich herum bewegt.


Doch, die Zerstörung alter assyrischer Wurzeln habe ich wahrgenommen und aus tiefstem Herzen bedauert. Niemand hat zu keiner Zeit das Recht, mit solcher Zerstörungswut zu Werke zu gehen – egal ob es sich um die Dresdener Frauenkirche oder die Ruinenstadt Nimrud handelt. Und doch bleibt die Welt angesichts eines solchen Fiaskos hilflos.


Heute geht es jedoch um die triviale Seite des Journalismus, die in den letzten Tagen an mir vorbeiflog, ohne dass ich Notiz von ihr nahm. Ich muss also sehen, was Deutschland und die Welt beschäftigt hat, damit ich mitreden kann.

Da wäre zum Beispiel das schwarzblaue oder weißgoldene Kleid. Ich verrate nicht, was ich auf den überbelichteten Bildern im Netz gesehen habe. Zur Vertiefung nur Folgendes: Mein Mann und ich sind uneins über die Farbe der Schuhe, die ich gestern angesichts des nahenden Frühlings erworben habe. Blau oder Grau – wir können es nicht eindeutig klären.

Dann war da noch der Sänger, der keiner sein wollte, jedenfalls nicht für Deutschland. Die Ansichten, ob es sich bei dem Rückzieher um einen genialen Werbegag, Angst vor der eigenen Courage oder was-auch-immer gehandelt hat, klaffen weit auseinander. Ich kannte ihn nicht und musste mein eigenes Urteil fällen. Da ich nicht zu den ESC-Zuschauern gehöre, ist das vermutlich unwichtig. Die Zweite wird es freuen, unerwartet zur Ersten mutiert zu sein und dem Publikum bleibt nur, die Fakten zu akzeptieren.


Ich stelle also am Ende der Woche fest, dass ich nichts verpasst habe, das mir oder Ihnen wirklichen Zugewinn versprochen hätte. Und ich nehme mir vor, von Montag bis Freitag den Medien aufmerksamer zu folgen. Das spart am Samstagmorgen Zeit und mir die Notwendigkeit, Verpasstes in die Schublade für Belanglosigkeiten einzusortieren.


Weniger oder ebenso Belangloses finden Sie auf dieser Homepage...

Der Sandmännchen-Status und Freitag, der Dreizehnte

 

Heute morgen habe ich ihn nach langer Zeit wiedergetroffen – den Mann, der für mich zeitlebens der Unglückskandidat sein wird. Vermutlich war bei ihm jeder Tag ein Freitag und es muss sich immer um den Dreizehnten des Monats gehandelt haben.

Unglücksrabe hin oder her – er war mein Freund aus Kindertagen und begleitete mich durch die Siebziger. Für mich hatte er nicht nur Kult- sondern den unvergleichlichen Sandmännchen-Status. Hatte ich ihn gesehen, schreckte mich die Tatsache, schlafen gehen zu müssen, nicht mehr. Seinen Stellenwert ahne ich natürlich nur rückblickend. Ich freue mich trotzdem, ihn zu sehen.

Allerdings hat sich meine Wahrnehmung verändert. Das Werbefilm-Muster erinnerte ich deutlich anders. Ich schwöre, dass er die Lösung seiner Probleme erst NACH der Zigarette fand. Mit widrigen Umständen konfrontiert, überwältigte ihn die Wut und er ging nicht nur sprichwörtlich hoch, wie ein HB-Männchen, denn er war es ja höchstpersönlich. https://www.youtube.com/watch?v=5R6384xqWx4

Dann steckte er sich die Zigarette an – zu Zeiten, als im Fernsehen nicht nur Helmut Schmidt qualmte – und prompt fiel ihm die Lösung in den Schoß und die Verblendung wie Schuppen von den Augen. Oder so ähnlich.

Dabei habe ich heute erkannt, dass es genau anders herum war. Ganz ohne Hilfe fiel ihm ein, was er zu tun hatte und er gönnte sich die „Zigarette danach“. Interessant, wie Kinderaugen sich die Welt erklären, wenn eigene Erfahrungswerte fehlen. In diesem Sinne: HB-Männchen, du warst mein Held des Alltags und wirst es auch bleiben. Und nicht nur als Sinnbild für Freitag den Dreizehnten.

Schwanenmobbing

Nun ist sie durchgeknallt, die Autorin, werden Sie jetzt denken. Der Advent ist ihr zu Kopf gestiegen, oder plötzlicher Verkaufszahlenerfolg, das Schreiben, oder was auch immer... Nein, obwohl das mit dem plötzlichen Erfolg ja nett wäre, so kurz vor Weihnachten :-) Aber leider, leider hat er sich nicht über Nacht eingestellt und auch der Pulitzerpreis lässt noch immer auf sich warten.

Es verhält sich viel harmloser. Zumindest für mich. Für den armen schwarzen Schwan hingegen...

Aber ich will Sie nicht länger auf die Folter spannen.

Ich sitze auf dem Trainingsrad des Fitnesscenters. Da trample ich etwas gelangweilt vor mich hin. Ich habe nämlich meinen E-Reader vergessen. Was bleibt mir also übrig, als auf den Bildschirm zu starren. Das lohnt sich in der Regel genauso wenig wie am Abend auf dem Sofa. Doch da gibt es wenigstens Ton- und keinen Stummfilm und ich kann das Programm selber wählen. Andererseits wäre es fatal, wenn der Radler zur Rechten Fußballfan, die Dame zur Linken eine Freundin von Volksmusiksendungen wäre, wohingegen ich Kriminalfilme bevorzuge und wir alle könnten beim Training unsere Lieblingssendung schauen. DAS geht natürlich gar nicht.

Also haben die Betreiber meines Fitnesscenters (Ein heimlicher Gruß an Ute, Willi und Kai sollte an dieser Stelle erlaubt sein!) für die fleißigen Sportler eine Vorauswahl getroffen und sich für N24 entschieden. Das fördert wenigstens Allgemeinbildung und Informationsfluss, obgleich ich Nachrichten ohne Ton immer etwas ermüdend finde. Aber schließlich habe ICH ja den Reader vergessen.

Sie werden sich inzwischen zu Recht fragen, was das mit Schwänen zu tun hat. Ich will sie nicht im Dunkeln tappen lassen, auch wenn es sich um ein schwarzes Exemplar der vorgenannten Gattung handelt. Während meine Beine fortwährend die Pedale betätigten, sah ich diesen Bericht über einen ebensolchen Schwan, von allen Artgenossen aufs Schwerste misshandelt und gemobbt. Wo auch immer er, seiner Lebensweise zufolge, majestätisch vorbei segelte, kniff und biss die weiße Schwanenschar nach ihm, nur weil sein Federkleid eine andere Farbe trug. Das Tier konnte einem leid tun. Es näherte sich auf Halslänge und schon wieder schnappte ein scharfer Schnabel nach ihm. Das ging so lange, bis ich es nicht mehr mitansehen wollte und das Trainingsgerät wechselte. Die Rudermaschine befand sich glücklicherweise auf dem Trockenen und schwanenfreien Studioparkett. Trotzdem verfolgte mich der Gedanke an das gemobbte Tier noch eine ganze Weile. Und ich stelle fest: Die Unterschiede zwischen Mensch und Tier sind marginal.

Das Syndrom-Syndrom

Noch nie davon gehört? Moment, ich erkläre es Ihnen.

Das Syndrom-Syndrom ist die Summe aller in einer Person angelegten Vorstellungen und Zwänge, die eine Störung hervorrufen kann und sich anschließend in Form eines Syndroms im Verhalten einer Person widerspiegelt. Es entsteht meist aus der Konfrontation mit anderen Syndromen, indem sich deren Symptome im Verhalten des Betroffenen herauskristallisieren, nachdem er davon Kenntnis erhalten hat.

??? Ich erkläre Ihnen, wie ich das meine.

So wie Sie glauben könnten, am Stockholm-Syndrom erkrankt zu sein, weil ihr Partner diktatorisch sagt: „Heute gehen wir nicht aus. Wir bleiben zuhause“, obwohl Sie für das Wochenende andere Pläne hatten. Sie sympathisieren mit der Person, die Ihre Freiheit einschränkt und denken: Okay, bleiben wir zuhause. Ist eh viel gemütlicher...

Oder das Münchhausen-Syndrom. Sie lügen, dass sich die Balken biegen, damit Ihre Umgebung auf Sie aufmerksam wird, sich um Sie kümmert, Sie bewundert, weil Sie Ihr schweres Leben mit stoischer Ruhe ertragen.

So weit meine Beispiele. Aber Spaß beiseite.

Das Syndrom-Syndrom ist meine Erfindung. Ein solches Syndrom ist bisher nicht diagnostiziert.

Der Gedanke daran keimte in mir auf, als ich mich heute morgen mit dem Hochstapler-Syndrom konfrontiert sah. Vor der Lektüre ging es mir noch gut.

Das Hochstapler-Syndrom, auch Impostor-Syndrom genannt, ist ein Zustand, der bei Frauen gehäuft auftritt. Vor allem bei Frauen, die ihre Sache gut machen. Es resultiert aus Erfolgen, die die Betroffenen nicht sich selbst und Ihren Fähigkeiten, sondern dem allbekannten Zufall, Glück, Chuzpe, Kismet oder anderen schicksalhaften Zuständen zuschreiben. Dadurch geraten sie unter immensen Druck, anstehende Aufgaben aus eigener Kraft zu bewältigen, um das anschließende Lob auch zu verdienen. So jedenfalls habe ich dieses Syndrom verstanden. Eine belastende Situation, die ich hier nicht herabwürdigen möchte. Aber ganz unbekannt kommt sie mir auch nicht vor.

Eine Form der Therapie ist die Schreibtherapie. Für mich Grund genug, sofort heute morgen damit zu beginnen. Schriftlich niederzulegen, welche Leistungen frau zu erbringen im Stande ist oder war. Anzuerkennen, dass Leistungen nicht auf oben genannte Glücksfaktoren zurückzuführen sind. Ich bin nicht sicher, ob mir das gelingt. Ob dieser Textversuch wirklich gut genug ist, um Sie damit zu belästigen?

Der Schweinebraten-Mann

Grillen ist die letzte Männerdomäne – eine Bastion sozusagen – von weiblicher Seite uneinnehmbar und eigentlich nicht das richtige Thema, wenn das Thermometer draußen gegen null tendiert. Das fand wohl auch der Mann, von dem ich berichten möchte. Was aber nicht bedeutet, dass er sein Fleisch fade und ohne schmackhafte Kruste zubereiten wollte.
Dieser Koch also briet es so kross an, dass die Nachbarschaft es für verkohlt hielt, zumindest ließ der Bratengeruch darauf schließen. Ganz ähnlich sah das die Feuerwehr. Sie eilte ihrem Auftrag gemäß zum Löschen herbei. Und das nicht nur einmal.
Ich gebe zu, dass bei mir gelegentlich ein Topf mit Kartoffeln zu lange unbemerkt auf dem Herd schmurgelt, wenn ich anderweitig beschäftigt bin.
Ich weiß nicht, ob Sie den Braten jetzt schon riechen? Wenn ich nicht davon in der Presse gelesen hätte, würde ich es nicht glauben. Der Mann kam vor Gericht, weil er sein Fleisch röstete. Die Richter hingegen ließen nichts anbrennen. Sie bestätigten von Amts wegen die Kündigung des Vermieters, der den Fleischgeruch satt hatte. Und der Mieter muss tatsächlich ausziehen. Noch bevor der Richterspruch fiel, hat er einen Vergleich geschlossen.
Jetzt steht er da – obdachlos und ohne Küche, um seinem kulinarischen Leiden zu frönen. Vielleicht war sein Umfeld neidisch, dass er regelmäßig einen Braten in der Röhre hatte. Ich weiß es nicht, aber ich sag Ihnen eines: Mit meinen Kartoffeln bin ich ab heute vorsichtig…

Herrn Steinbrücks Mittelfinger

Ich musste das mal sacken lassen. Was ich meine?
Diese Geste von Herrn Steinbrück. Obgleich er ja damit zum Tagesthema wurde, auch wenn er sich das beim Interview vor drei Wochen bestimmt anders vorgestellt hat. Ich bin ein wenig ins Grübeln gekommen, seit ich das Bild gesehen habe.
Was erwarten Journalisten und Leser auf negativ besetzte Fragen, wenn der Befragte die Möglichkeit erhält, mit einer Geste zu antworten?
Zwei hochgezogene Schultern?
Zwei fragend geöffnete Hände, zum Auffangen der Schelte, die es jetzt regnet?
Den erhobenen Zeigefinger, den nun jeder moralisch empört erhebt und der sagt „Stellen Sie mir doch bitte nicht solche Fragen!“ oder der ihnen einen Vogel zeigt?
Zwei Finger, die aneinander reiben und erklären: „Haben Sie eine Ahnung, was mich die ehrliche Antwort darauf kosten würde?“
Wie viele seiner Kritiker waren wohl gestern und heute auf Deutschlands Straßen unterwegs und haben die besagte Geste einem anderen Verkehrsteilnehmer hinterhergeschickt, ohne einen Hauch von schlechtem Gewissen? Ich wette, so mancher hat wegen geringerer Vergehen wütend den Mittelfinger erhoben. Vielleicht weil jemand die Parklücke vor der Nase weggeschnappt, oder die Vorfahrt genommen hat?
Ja, wir sind schnell damit bei der Hand, zu erklären, dass sich ein solches Verhalten nicht gehört. Aber überlegen wir dabei auch, wie der Gescholtene hätte antworten sollen?
Die Hand abwehrend ausgestreckt, um die Distanz zwischen sich und dem Rest Deutschlands zu wahren? Die fordernden Journalisten damit auf Abstand halten?
Das Repertoire deutlicher Gesten ist klein. Was hätten Sie aus dem Hut gezaubert?
Ein aufgesetztes, freundlich-kühles, hanseatisches Winken?
Oder doch zwei gespreizte Hände, die sich vor dem Körper verschämt zu einer Raute formen?
Verstehen Sie mich nicht falsch. Es kommt höchst selten vor, dass ich jemandem den Stinkefinger zeige. An die letzte Gelegenheit kann ich mich nicht mal erinnern. Aber in diesem Zusammenhang kann ich es aus menschlicher Sicht verstehen. Der erhobene Mittelfinger - keine aggressive, eher eine hilflose, trotzige Geste zum Wahlkampfinale. Politik ist jedenfalls nicht das Pflaster für Gesten, sondern für deutliche Worte. Finde ich.

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Die Schlange

Ich glaube, ich erzähle Ihnen heute nichts Neues. Vermutlich wählen auch Sie die Schlange, die die meiste Geduld erfordert. Sehen Sie. So ist das immer.

Sie haben die Wahl. Sie stehen im Supermarkt Ihres Vertrauens und es sind ausnahmsweise mal zwei Kassen geöffnet. Sie sind unschlüssig, doch es gilt, eine Wahl zu treffen. Heute entscheiden Sie sich für die linke Kasse. Schon eine Minute später sind Sie sicher, die falsche Entscheidung getroffen zu haben. Ihr Vordermann kramt sein Kleingeld zusammen, die Frau, die dann an der Reihe ist, will mit einer Karte zahlen, die der Kartenleser partout nicht auslesen will, ein anderer Kunde holt nach und nach Unmengen an Waren aus einer Tasche, während er zuvor nur ein Pfund Butter in der Hand hielt. Und wieder wird Ihre Geduld auf die Probe gestellt. Ihr schmales Zeitkontingent schrumpft dahin und Ihre Verärgerung wächst umgekehrt proportional.

Beispiel Nummer zwei. Sie stehen an einem Parkscheinautomaten, mit einem bereits bezahlten Ticket, versteht sich. Die Schranke öffnet sich nicht. Sie haben nichts falsch gemacht, sie stehen ja erst an zweiter Stelle. Hatte ich das nicht erwähnt? Der Fahrzeugführer direkt vor der Schranke hat sein Ticket noch nicht bezahlt. Jetzt gibt es zwei Varianten. Entweder steigt er aus, marschiert ruhig und gelassen zum Parkscheinautomaten, um sein Ticket zu löhnen, oder er versucht auf engstem Raum, sein Auto zu wenden. Beide Varianten finde ich gleich übel, aber es hilft ja nichts.

Zurück zum Einkauf. Sie stürmen den Supermarkt und machen ein langes Gesicht. Alle Einkaufswagen sind on tour. Sie stellen sich geduldig an und warten auf das nächste verfügbare Gefährt. Ein anderer zeigt weniger Geduld. Er fängt den Kunden mit dem nächsten freien Wagen schon an der Kasse ab. Sie schauen in die Röhre. Davon wird das Gesicht nur noch länger. Nehmen Sie es mit Humor. Es ist den Versuch wert.