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Selbstverständlich gibt es mit der "Blick-ins-Buch-Funktion" eine Leseprobe. Also auf ins magische Schottland!

Aufrecht gehn, den Himmel sehn

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21. Dezember

Die Herbergssuche

 

     „Nein, es tut mir leid. Wir haben Messe, da wer-den Sie kein freies Hotelzimmer in der Stadt finden. Nein, auch keine Besenkammer.“ Leonies Stimme blieb freundlich. Das hatte sie so gelernt. „Entschuldigen Sie, dass ich Ihnen keine Hoffnungen machen kann. Auf Wiederhören!“

     „Schon wieder einer, dem die Buchung durchgegangen ist?“ Ihre Kollegin blickte verständnisvoll zu ihr hinüber.

     „Ja, und er kommt seit Jahren und nimmt immer das beste Zimmer und geizt auch nicht mit den Trinkgeldern, und und und… Du weißt schon.“

Wieder klingelte das Rezeptionstelefon.

     „Hotel Frankfurter Hof, Guten Morgen. Leonie Traber am Apparat. Was kann ich für Sie tun?“ Sie ließ ihr inneres Tonband ablaufen, kaum dass sie es zurückgespult hatte. Die andere Rezeptionistin grinste und beantwortete ihre Mailanfragen mit der gleichen Routine. In einer Stunde würden sie tauschen. Dann musste sie telefonieren. So war es abgemacht.

Plötzlich stand da ein Pärchen vor den beiden. So gar nicht die Klientel, die sie gewohnt waren. Dass die sich überhaupt ins Hotel trauten, war schon ein Wunder.

Er trug einen fadenscheinigen Rucksack in der Hand, sie hatte nur eine Handtasche. Nicht sonderlich viel Gepäck für einen Besuch in der Großstadt. Leonie beendet ihr Telefonat routiniert und ließ die zwei dabei nicht aus den Augen.

     „Was kann ich für Sie tun?“, fragte sie betont freundlich.

     „Wir suchen ein Zimmer. Meiner Frau geht es nicht so gut.“ Der Mann wurde nicht deutlicher, was er damit meinte, aber jetzt sah auch Leonie, dass die Frau in Umständen war. Doch das änderte nichts an der Sachlage: Sie hatte kein Zimmer mehr und wenn, dann hätten die beiden es garantiert nicht bezahlen können.

     „Das tut mir leid. In der Stadt ist Messe und so dürfte nicht einmal ein Schuppen leer stehen.“ Sie biss sich auf die Zunge. Was sie da gerade gesagt hatte, war ja schon unverschämt. Hoffentlich hatte das Paar nicht so genau hingehört und beschwerte sich gleich bei ihrem Chef.

     „Ich hab es dir doch gesagt. Wir werden nichts bekommen. Lass uns zum Bahnhof zurückgehen.“ Die Frau klang mutlos und erschöpft.

     „In der Bahnhofsmission war es genauso überfüllt.“ Der Mann senkte den Kopf. Es schien ihm nicht bewusst zu sein, dass jemand ihrem Dialog lauschte. „Lass uns in ein Krankenhaus gehen. Dort sagst du, dass du Wehen hast und sie werden uns sicher nicht fortschicken. Ich schlafe dann eben auf dem Stuhl im Krankenzimmer. Für heute Nacht wird das gehen.“

     „Und die Krankenversicherung? Wir haben beide keine Karte, um uns auszuweisen. Da brauchen wir es gar nicht erst zu versuchen.“ Leonie gab sich Mühe, nicht mitzuhören, doch das war nicht so leicht.

Plötzlich kam ihr ein Gedanke. Was wäre, wenn sie dem Pärchen Großmutters Gartenhaus anbot? Dort waren sie ungestört und konnten sich so lange ausruhen, wie sie wollten. Und die Oma hatte sicher keine Einwände. Leonie fasste sich ein Herz und sagte:

     „Meine Oma hat ein leer stehendes Gartenhaus. Vielleicht wollen Sie dort übernachten?“ Die beiden nickten erleichtert.

     „Ich muss mal kurz weg!“, raunte sie der Kollegin zu. „Schaffst du es solange alleine?“ Die nickte nur und verscheuchte Leonie mit einer flüchtigen Handbewegung, da sie gerade eine komplizierte Buchung per Mail nachvollzog.

     „Mach, dass du wegkommst.“

Den Taxifahrer vor dem Hotel kannte Leonie gut. Wenn ein Gast einen Wagen benötigte, rief Leonie ihn immer zuerst an. Sie riss den Wagen-schlag auf und steckte den Kopf ins Auto.

     „Pitt, du musst was für mich tun. Fahr uns bitte ins Westend, aber mach den Taxameter aus, hörst du?“ Dann schob sie das Paar in den Fond und nahm neben dem Fahrer Platz. „Besuch für meine Oma“, erklärte sie.

 

     Bald hatten sie ihr Ziel erreicht und standen vor dem großelterlichen Grundstück. Leonie öffnete das kleine Gartentor und ließ den beiden den Vortritt. Der Schlüssel für das winzige Häuschen mit den rot-karierten Scheibengardinen lag unter der Fußmatte. Sie schloss auf und bald standen sie zu dritt in dem winzigen Raum, in dem es so kalt war, dass die Scheiben mit Reif verziert waren. Doch es stand ein Heizlüfter an der Wand, den schaltete die junge Frau ein. Sie sagte:

     „Fühlen Sie sich wie zu Hause. Meiner Oma gebe ich gleich Bescheid und nach Feierabend komme ich zurück, um nach ihnen zu sehen.“ Dann verschwand sie.

Im Haus rief sie nach der Großmutter und schärfte ihr ein, die zwei erst einmal ausruhen zu lassen. Sie kannte Omas Bedürfnis nach Unterhaltung und befürchtete, dass sie das Paar überfordern könnte.

Nun musste Leonie sich aber sputen, bevor jemand ihre Abwesenheit im Hotel bemerkte. So fuhr sie mit dem Taxi zurück und stand kurz darauf an ihrem Platz hinter der Rezeption. Jetzt musste sie mit der Kollegin tauschen und die weiteren Mails beantworten.

Innerlich hatte sie ein warmes Gefühl, weil sie nicht untätig geblieben war, angesichts der Notlage zweier stiller Menschen. Dass sie längst zu dritt sein würden, wenn Leonie Feierabend machte, ahnte sie noch nicht.

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